Forum alt, vormals Gästebuch

Durch einen dummen technischen Fehler wurde das alte Gästebuch gelöscht. Aus vorhandenen einzelnen Kopien haben wir eine Anzahl von Beiträgen bis zum Januar 2018  und einen Beitrag aus dem Dezember 2018 wiederherstellen können. Leider sind alle weiteren Beiträge verloren gegangen.

 

Dez. 2018

 

Während eines Jahrzehnts meiner Kindheit wohnte ich wenige hundert Meter Luftlinie von einer Einrichtung mir damals unbekannten Namens, in der Patres und Schüler waren. Es war ein Neubau, die kleinen Bäume im Park darum warfen noch kaum Schatten, und alles war hell – aber trotzdem war es ein dunkler Ort: Wenn wir daran vorbeikamen, wurde nichts Konkretes gesagt, aber die Jungen hätten es da schwer, die Patres seien sehr streng und ähnliches. Das passte nicht zu dem „freudig erlöst“, den man eigentlich von einer christlichen Einrichtung erwartet hätte. Es war auch nie die Rede davon, ich könne später vielleicht einmal dorthin gehen, wenn ich älter wäre, wie das bei diversen anderen Schulen der Fall war. 1984 wurde die Einrichtung aufgelöst. Obwohl es sich um einen relativ neuen Bau in guter Lage handelte, fand sich viele Jahre lang kein Interessent dafür. Dann zog schließlich eine Seniorenresidenz ein. (An dieser Stelle sollte ich aufgrund der Parallelen einwerfen, dass es sich nicht um das CoJoBo-Internat handelte.) Weil ich im Ohr hatte, dass „da was war“, wollte ich nach Informationen dazu sehen. Eine Anfrage bei der Seniorenresidenz nach dem Vornutzer des Gebäudes ergab: Schweigen. Was hätte diese Mauer des Schweigens bewirkt, wenn ich für meinen Großvater oder Vater einen Betreuungsplatz gesucht hätte, und er es zwar mitbekommen hätte, mir aufgrund körperlicher oder geistiger Einschränkung aber nicht mehr hätte sagen können, er wäre dort früher gewesen und wolle dorthin auf keinen Fall zurück?

 

Schließlich gelangte ich über einen alten Stadtplan an die Bezeichnung der Einrichtung: Sankt Ludwig Kolleg der Franziskaner-Minoriten in Bonn. Danach war es kein Problem mehr, Informationen dazu zu finden (einige Links am Ende dieses Beitrags), die meinen Eindruck vollständig bestätigten. Ich gebe sie hier zusammengefasst wieder:

 

Das St. Ludwig Kolleg wurde Anfang der 1960er Jahre von Pater Damian Mai gegründet und bestand am Minoriten-Kloster in der Bonner Brüdergasse, bevor es 1969 in den Neubau am Bonn-Endenicher Kollegienweg umzog (der vor Ansiedlung des Kollegs natürlich noch nicht Kollegienweg hieß, sondern zum Schiffelingsweg gehörte – die Straße „Am Josephinum“ hieß früher sicher auch anders). P. Mai war Rektor des Kollegs und des Internates. „Als schon 1976 in Bonn Vorwürfe gegen ihn laut geworden waren, hatte sich der Beschuldigte zwar selbst bei der hiesigen Staatsanwaltschaft angezeigt, war aber 1977 ans katholische Internat in Würzburg gewechselt. Die Staatsanwaltschaft Bonn hielt 1980 fest, dass keine strafrechtlich relevanten Taten vorlägen.“ (http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/%C3%9Cbergriffe-auch-am-St.-Ludwig-in-Endenich-article18762.html) Die Parallele zu andern Schulen/Internaten wäre erschreckend, wenn man sie nicht schon fast erwarten würde: Es werden Beschuldigungen laut, der Beschuldigte wechselt den Tätigkeitsort (um nicht zu sagen: Tatort), und eine strafrechtliche Aufarbeitung findet nicht statt. Am neuen Tätigkeitsort ist der Beschuldigte weiterhin in der Jugendarbeit aktiv (hier: Internat, Diözesankaplan der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), geistlicher Begleiter der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Sport und des Ortsverbands Würzburg der Deutschen Jugendkraft (DJK)). Es sollte eigentlich niemanden, erst recht nicht seinen Orden, überraschen, wenn auch für den neuen Tätigkeitsort „weitere Betroffene auch für die Jahre 2000 und 2001 Übergriffe des 76-Jährigen meldeten“ (ebenda).

Zu P. Damian Mai’s Bonner Zeit hatte ein Opfer sexuelle Belästigung angegeben und „Drei weitere Betroffene bestätigen, dass Pater Damian Jugendliche drangsaliert, auf den Mund geküsst und in Betten zu »Ringkämpfchen« in Unterwäsche animiert habe.“ (ebenda) Dann kam heraus, dass selbst 1976 nicht die ersten Vorwürfe waren: „Schon 1971 hatten Bonner Eltern seine Versetzung gefordert, eben wegen dieser Ringkämpfe mit Schülern in Unterhose und weiterem“, wie der „zweite Mann“ (1964-1974) unter Pater Damian Mai berichtet (http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/Spuren-eines-Seelenverderbers-article19053.html). Sein damaliger Mitbruder „habe damals mit seinem dominanten Chef auch seine liebe Not gehabt“, ließ sich von seinem Chef aber beruhigen und wurde dadurch selbst seiner eigenen Einschätzung nach mitschuldig, weil er seine Schüler nicht schützen konnte.

Während der Ermittlungen 1971 ist der Beschuldigte an einem anderen Ort, eine ernsthafte Prüfung und Verfolgung der Vorwürfe findet nicht statt, und dann ist er wieder an alter Stelle: „Obwohl Eltern ihre Söhne vom Kolleg nahmen, konnte der von Vorwürfen belastete Pater bis 1977 in Bonn sowie bis vor kurzem in den Bistümern Würzburg und Bamberg ungehindert für Heranwachsende zuständig sein.“ (ebenda)

 

"Seelenverderber" habe dieser Tage eines der Opfer den Täter ihm gegenüber genannt, berichtet der ehemalige Kollege. "Ich weiß selbst, Pater Damian war schon in seiner Bonner Zeit völlig uneinsichtig - wie heute." Der Pater erhielt 2008 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Ein Opfer aus der Endenicher Zeit, das sich auf den Bericht im GA hin meldete, spricht von diesen erzwungenen halb nackten Rangeleien mit dem Franziskaner, davon, wie einer der Internatsjungen Damian Mai sexuell erregen musste.

Er selbst habe sich damals ganz nah vor den Pater stellen sollen, als der am Schreibtisch gesessen und ihn fordernd gefragt habe: "Liebst du mich?" Dann habe der Mann ihn links und rechts am Kopf gepackt und "abgeknutscht".

Er habe damals Angst gehabt und nur gedacht, sein Vater sage so etwas aber ganz anders als dieser Geistliche. Da er ein recht selbstbewusster Junge gewesen sei, habe er dem Pater später ausweichen können. "Ich bin aber 100 Prozent sicher, dass er es bei vielen Mitschülern, die schüchterner waren, immer wieder versucht hat", sagt der Mann, der wie die anderen Jungen morgens ins Beethovengymnasium ging.

Zumal, und das ist ebenfalls neu im dunklen Bonner Kapitel des Ordens, Pater Damian Mai ja auch schon Jahre zuvor Heranwachsende "fast zerbrochen" haben soll, wie es ein anderer GA-Leser berichtet.

Bevor der Neubau 1969 in Endenich bezogen wurde, hatte das Sankt Ludwig Kolleg seit Anfang der 60er Jahre am Kloster an der Brüdergasse bestanden. Der ehemalige Internatsschüler von 1965/66 erzählt nun von regelmäßigen drakonischen Strafaktionen des Rektors.

Mit den Knoten der Franziskanerkordel habe er die Jungen sadistisch geschlagen. Und dann habe er den Jungen, wenn sie zum Urinieren an der Rinne standen, immer zugeguckt. Beim Schwimmenlernen habe er ihnen permanent zwischen die Beine gegriffen. "Da hat man sich zwar gedacht, die Hand hat da nichts zu suchen. Aber welcher Elfjährige hat darüber gesprochen?"

Ihm sei erst jetzt richtig klar geworden, "was für ein ausgekochter Mistkerl das war. Wir dienten dem zum Vergnügen." Nach dem GA-Bericht habe er vor dem Ex-Kolleg gestanden. "Was da geprügelt und geschrien wurde. Das war eine geschlossene Welt."

(http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/Spuren-eines-Seelenverderbers-article19053.html)

 

„Die Knaben sollten »hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie Windhunde« werden, habe der Pater sein Erziehungsziel beschrieben. »Ich hielt den Spruch lange Zeit für ein katholisches Erziehungsideal«, sagt der Ex-Schüler. Später habe er erfahren, dass es ein Ideal der Hitlerjugend gewesen sei.“ (http://www.fr.de/panorama/franziskaner-orden-pater-kuesste-schueler-a-1051257)

 

Strafrechtlich belangt wurde P. Mai nie: „Die staatlichen Ermittlungen gegen den heute 83-Jährigen wurden den Angaben nach im August 2010 eingestellt, meist wegen Verjährung.“ (https://www.welt.de/regionales/bayern/article170075920/Glaubenskongregation-bestaetigt-Strafe.html) Immerhin kommt es zu kirchenrechtlichen Strafen (ebenda).

 

In einer geschlossenen Welt gibt es (mindestens) einen Täter, der entweder selber der Leitungsebene angehört oder von dieser nicht gestoppt wenn nicht gar gedeckt wird, es werden Vorwürfe laut, es passiert entweder gar nichts oder der Täter wechselt den Ort, wo er prompt wieder Zugriff auf Heranwachsende erhält. Der Täter ist nicht nur uneinsichtig, sondern bekommt sogar noch das Bundesverdienstkreuz (P. Damian 2008). Wegen Verjährungsfristen (oder weil das Wort der Opfer gegen das Wort des Täters steht und es häufig keine Zeugen des Missbrauchs gibt) kommt es zu keiner Verurteilung. Wenn das ein Einzelfall wäre, wäre es schon erschütternd. Wenn man aber den Eindruck bekommen kann, dass Missbrauch an Schulen/Internaten, v. a. von Orden betriebenen, eher die Regel als die Ausnahme war (alleine im Bonner Raum: Collegium Josephinum Bonn (CoJoBo, Redemptoristen), Aloisiuskolleg (AKO, Jesuiten), ehemaliges Collegium Josephinum in Bad Münstereifel (Erzbistum Köln), ehemaliges Rheinbacher Vinzenz-Pallotti-Kolleg/Internat St. Albert (Pallottiner), ehemaliges St. Ludwig Kolleg der Franziskaner-Minoriten in Bonn), so ist es ein komplettes System, das versagt hat, mitschuldig wurde, und geändert werden muss. Dass Ordensangehörige (die nicht gleichzeitig im Diözesandienst waren) bei der MHG-Studie nicht betrachtet wurden, erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur unverständlich, sondern irgendwo zwischen fahrlässig und vorsätzlich falsch.

 

Quellen:

 

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/%C3%9Cbergriffe-auch-am-St.-Ludwig-in-Endenich-article18762.html

 

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/Spuren-eines-Seelenverderbers-article19053.html

 

http://www.fr.de/panorama/franziskaner-orden-pater-kuesste-schueler-a-1051257

 

https://www.welt.de/regionales/bayern/article170075920/Glaubenskongregation-bestaetigt-Strafe.html

 

 

Walter

(Samstag, 13 Januar 2018 16:35)

Welche Entzauberung! Pater L. gehörte für mich bisher zu den Big Dive des Ordens, zu denen auch Pater Welzel gehörte. Wie leben die Patres heute mit diesen Verbrechen? Warum greift von denen niemand selbst zur Feder? Dies scheint doch ein Forum zu sein, das nicht ausschliesslich auf Kirchenkampf setzt. Ich wünsche ein Echo aus der Mitte des Ordens oder der Priesterschaft allgemein. Solange Ihr euch versteckt, sind solche Berichte gut und schön und hilfreich auch, aber das Entscheidende fehlt: Empathie und Glaubwürdigkeit

 

#42

Wiener

(Samstag, 13 Januar 2018 16:11)

Ein profunder Zwischenbericht. Viel Mut auf der Ordensseite. Wenn auch spät, viel zu spät, so offen mit der eigenen Schande umzugehen. Umso schlimmer, was aus den Ergänzungen folgt: offensichtlich wurden "wir Jungs" der 60er Jahre dem Serientäter S. von der Internatsleitung wider besseren Wissens zum Missbrauch und zur Demütigung, zur Sexfolter überlassen. Wurden wir ihm gar zugeführt? Nichts, was nicht denkbar ist. Der für die Taten seines Schergen S. wirkliche Verantwortliche wird bis heute von vielen Ehemaligen fast als Heiliger verehrt. Gehöre auch zu den Opfern des S., habe mich bisher aber nie gemeldet. Ich bin aufgewühlt bis ins Mark.

 

#41

admin

(Dienstag, 10 Januar 2017 11:24)

Der Haupttäter (Pater L.) ist uns bekannt, seine möglichen Mittäter sind uns leider nicht bekannt. Die allseitigen Recherchen haben hier zu keinem Ergebnis geführt. Pater L. ist öffentlich keine unbekannte Größe. Jedenfalls dann nicht, wenn man Größe danach bemisst, ob man öffentlich in einer Fernsehshow als Star auftreten darf, wie geschehen bei Gottschalk als "Zauberpater". Der Täter arbeitete in den 70ern lange Jahre in Köln in einem Sozialen Brennpunkt (Flachsfeld) und gründete das bekannte überregional bekannte Jugendheim Steineberg in der Eifel, erhielt schließlich das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Wir nennen den Täter hier nicht bei vollem Namen entsprechend unserer rechtssicheren Übung, Täter nur dann mit vollem Namen zu nennen, wenn sie rechtskräftig verurteilt sind.

Die anderen Täter stammen entweder aus dem Umfeld des Ordens direkt oder aus dem Umfeld des Internats (Ältere Mitschüler z.B., die als Fördergymnasten auch teilweise in den Ferien im Internat wohnten). Im Falle der anderen Täter scheint weitere Aufklärung eher unwahrscheinlich, es sei denn, dass sich einer der damaligen Täter meldet. Davon haben wir aber im Zusammenhang mit priesterlichem Missbrauch bisher noch nie gehört.

Ob die Taten auch auf Verabredung erfolgten, kann nicht bewiesen werden, es gibt aber durchaus entsprechende Hinweise, wenn man den Einlassungen des Opfers folgt.

Nur bei Pater L. führte die Aktenrecherche soweit, dass eine Täterschaft gesichert angenommen werden muss.

 

#40

Filius

(Dienstag, 10 Januar 2017 11:04)

Schön und gut der Artikel im Bonner Generalanzeiger zum Fall Dieter Beckmann. Ich muss es anders sagen: großartig! Aber was mir fehlt, ist der Hinweis und die Recherche bezüglich möglicher Fortsetzungen des Missbrauchs besonders durch die Mittäter, von denen Herr B. spricht. Ich bin mir sicher, dass man heute fündig werden könnte, wenn man die Spur dieser Täter verfolgt. Und auch die Frage will beantwortet werden: Wo hat Pater L. überall gewirkt?

 

#39

admin

(Dienstag, 03 Januar 2017 11:16)

Danke für die Blumen und den Verweis auf das zentrale Problem der Beteiligung innerhalb der Präventionsanstrengungen des Ordens. Um es klar zu formulieren: wir sind nicht zufrieden mit dem, was der Orden unter "Betroffenenbeteiligung" versteht. Wir haben nach den Zusagen des Ordens erheblich mehr inhaltliche Beteiligung erwarten dürfen. Aber wir sind im Gespräch und werden berichten.

 

#38

Pienek

(Samstag, 31 Dezember 2016 22:01)

Liebe MoJoRed, ich habe Eure Berichterstattung bisher bewegt und interessiert verfolgt. Ich bin begeistert, dass der Orden ein Präventionsprojekt finanziert. Offensichtlich auch Euer Verdienst. Mich interessiert jetzt noch die Frage: Sind die Mitglieder des Vereins der Betroffenen in dieses Projekt einbezogen? Denn: Wer könnte differenzierter nachdenken über das, was schützt, als die Opfer von damals? Wie ist die Opferbeteiligung gewährleistet?

 

#37

admin

(Sonntag, 11 Dezember 2016 11:41)

Danke für das Memento. Die Deklaration der Menschenrechte während des Großen Krieges. Das sollte der Kanon sein, der für alle und jeden gilt, egal welcher Religion, welcher Nation, welcher Anschauung der Welt. Wie sehr auch diese Rechte danach geschunden wurden, der Kanon selbst stand nie in Frage. Bis heute. Es bedurfte eines Trump, eines Putin, eines Erdogan, eines IS, einer AFD, die das Leitbild selbst zerstören wollen. Empört euch.

 

#36

Kalle

(Samstag, 10 Dezember 2016 23:49)

Heute ist der 10. Dezember 2016

Es ist der "Tag der Menschenrechte".

Am 10. Dezember 1948 wurde von den Vereinten Nationen die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" verabschiedet. Seit dem sind weltweit mehr Menschen in kriegerischen Konflikten umgekommen als in den beiden großen Kriegen des vergangenen Jahrhunderts zusammen.

 

Heute ist der Tag der Menschenrechte. Wenn wir über Menschenrechtsverletzungen nachdenken, neigen wir dazu, dorthin zu schauen, wo Menschen niedergemetzelt werden. Auf Internationale Aufrüstungen. Auf anerkanntes Kriegs- und Friedensrecht brechende Nachbarstaaten. Auf Grenzverletzungen mit Folgen der Vertreibung und Flucht von Menschen, die einen Anspruch auf Frieden, Wohnung, einen Hausarzt und Wasser haben.

 

Heute ist der Tag der Menschenrechte. "Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person." (Artikel 3).

In Deutschland wird alle drei Minuten eine Frau vergewaltigt und damit mindestens in ihren Rechten auf Freiheit, Sicherheit und Unversehrtheit verletzt,

 

Heute ist der Tag der Menschenrechte. Der internationale Tag der Kinderrechte liegt gerade wenige Wochen zurück (20. November); er bezieht sich auf die sog. UN-Kinderrechtskonvention (CRC, 1989) - also auf ein Vertragswerk, das die Rechte von Kindern schützen soll. Die bundesdeutsche Kriminalstatistik verzeichnet für das Jahr 2013 täglich 40 Fälle von Kindesmissbrauch (nur angezeigte Fälle!).

 

Lasst uns nicht zweifeln an der Arbeit von Kommissionen, Arbeitsgemeinschaften, Räten und Organisationen, welche den Schutz von Kindern vor Augen haben. Lasst uns nicht verzweifeln ob der oft vermissten Wirksamkeit von Resolutionen, Vereinbarungen, Konventionen. Sondern lasst uns lieber persönlich und täglich auf einige "Kleinigkeiten" achten, z.B.: Was kann ich zum Wohl der Kinder, denen ich begegne, beitragen? Was sage ich der Mutter, die ihr an der Supermarktkasse plärrendes Kind an den Armen zerrt? Traue ich mich, mit der Nachbarfamilie über Gedanken- und Gewissensfreiheit zu sprechen, wenn die jugendliche Tochter einen deut-schen Freund hat? Zählt für mich die Beteiligung von Kindergartenkindern an einer "Demo" vor dem Landtag zur "Meinungsfreiheit" oder "Versammlungsfreiheit"? Würde ich Eltern innerhalb meiner Freundschaften / Verwandtschaften gewaltverherrlichende Computerspiele als Weih-nachtsgeschenk für ihre Kinder auszureden versuchen? Stöbere ich in unserem Kinderzimmer nach dem Tagebuch unter der Matratze oder in den social Accounts.

 

Die Rechte des Menschen. Die Rechte des Kindes. Achte sie. Überall. Täglich. Stündlich.

 

 

Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Erkl%C3%A4rung_der_Menschenrechte

 

https://www.frauenrechte.de/online/index.php/themen-und-aktionen/haeusliche-und-sexualisierte-gewalt/aktuelles/archiv/1313-alle-drei-minuten-wird-in-deutschland-eine-frau-vergewaltigt

 

https://de.wikipedia.org/wiki/UN-Kinderrechtskonvention

 

https://www.tagesschau.de/inland/kriminalstatistik-kinder-100.html

#35

Kalle

(Samstag, 22 Oktober 2016 00:38)

 

Regensburg (1)

Seit Sommer 2015 untersucht der Rechtsanwalt Ulrich Weber im Auftrag des Bistums Regensburg und auf Initiative des Bischofs Rudolf Voderholzer die Gewalt- und Missbrauchstaten in den Vorschulen und im Internat der Regensburger Domspatzen. Weber, der noch im Januar 2016 von 231 Misshandlungsfällen und 50 sexuell missbrauchten Kindern seit 1953 sprach, korrigierte diese Zahlen am 17. Oktober 2016 bei der Pressekonferenz des Bischofs zum ersten Zwischenbericht zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen nach oben: 422 Opfer aus der Zeit von 1945 bis 1992 haben sich bisher gemeldet, davon 60 gesichert als unterlegene Kinder sexueller Übergriffe und sexueller Gewalt. Weber sprach aufgrund vielfältiger Zeugenberichte von einem "System der Angst" in diesen Institutionen. Bischof Rudolf Voderholzer, nach eigenen Worten "entsetzt" auch angesichts der über 40 Täter aus der Priester-und Lehrerschaft, stellte ein Konzept zur Aufarbeitung der Erfahrungen vor. Dazu gehöre die Einrichtung einer Anlaufstelle für Opfer (MIM = Münchner Informationsstelle für Männer; 089 5439556), eine wissenschaftliche Untersuchung über die internen und personellen Bedingungen der Institution "Domspatzen", eine sozialwissenschaftliche Studie über Strukturen und Mechanismen, die Missbrauch begünstigen sowie eine Entscheidung über "materielle An-erkennung des erlittenen Unrechtes", je nach Schwere der Übergriffe zwischen 5.000 und 20.000 Euro. (Quellen: Domradio, 17.10.2016; Deutschlandfunk 17.110.2016; Bayrischer Rundfunk 17.10.2016)

 

Regensburg (2)

Georg Ratzinger, Kapellmeister der Regensburger Domspatzen von 1964 bis 1994, bezeichnet die Aufklärung des Missbrauchsskandals in den Instituten der Domspatzen als "Irrsinn":

"Es ist einfach Irrsinn, wie man über 40 Jahre hinweg überprüfen will, wie viele Ohrfeigen bei uns verteilt worden sind…", so der 91-Jährige. <http://www.sueddeutsche.de/bayern/regensburger-domspatzen-ratzinger-nennt-aufarbeitung-des-missbrauchsskandals-irrsinn-1.2814560>

Nun denn. Mit wachsendem Alter wird man weise und gerecht. Darauf gibt es keinen persönlichen Einfluss. Oder?

Die Opfer der Gewalt bei den Regensburger Domspatzen allerdings, wenn sie über ihre Leiden berichten, reden von ihrem Körpergedächtnis. Dieses Gedächtnis, in Milliarden von Körperzellen und zusätzlich in Milliarden von Gehirnzellen organisiert, lässt die ehemaligen Domspatzen seit Jahrezehnten und stündlich an physischen Symptomen spüren, was das Zellgedächtnis gespeichert hat. Da geht es nicht um "wie viele" Ohrfeigen.

Jede eine ist zu viel. Die Rechte des Kindes gab es schon damals, wenn auch vielleicht noch nicht in einer UN-Konvention verfasst - jedenfalls aber in den Worten Jesu, die dem Herrn Georg Ratzinger meiner Vermutung nach bekannt waren, zumindest mal quergelesen.

 

Da geht es also nicht um Menge oder Heftigkeit von Ohrfeigen. Stattdessen geht es um lebens-lange Beschädigungen. Da geht es um Körperverletzung und Seelenverletzung und deren le-benslange Folgen. Da geht es um Biografien, die im Rahmen der Anstaltsstrukturen vordefiniert waren - zumindest für diejenigen, die gelitten haben. Da geht es um ein Bild vom heranwach-senden Menschen, das nicht der christlichen Ethik entspricht. Falls man diese als wichtig erach-ten sollte. Es geht um Betreuungshäuser, die Verantwortung für Kinder formal übernommen und den Eltern versprochen haben, ohne angemessene institutionelle und personale Bedingungen zu schaffen. Es geht um Kulturen, in denen geschlagen, gedemütigt, erpresst, verraten, vergewaltigt wurde (bei zum Zeitpunkt von G. Ratzingers Aussage 231 Prügelopfer und 50 vergewaltigte Kindern). Es geht um Täter, die gesehen, aber nicht gescholten wurden, erkannt, aber nicht gestoppt, begleitet, aber nicht als schuldig gesehen. Es geht um Kollegen und Vorgesetzte, die geschwiegen haben. Es geht um ein System, in dem dies alles möglich ist, verheimlicht und gedeckt wurde, dessen monströse Menschenverachtung heutzutage durch Herrn G. Ratzinger gerechtfertigt wird. Es scheint, als möchte er noch heute die Sichtweise auf die Domspatzen-Geschichte dirigieren. Ganz der Kapellmeister. Allerdings blind auf dem Ohr, das sich über Traumaforschung, Neurobiologie, qualitative und narrative Sozialforschung informieren könnte. Gelobt sei Bischof Rudolf Voderholzer.

 

#34

Win

(Freitag, 16 September 2016 09:14)

Konterkariert werden solche Bemühungen durch Presseberichte, die entweder Erinnerungen gerade von Missbrauchsopfern als "false memory" lächerlich zu machen versuchen oder aber behaupten, die Wahrnehmung von dem, was man Trauma nennt, sei vornehmlich der Tatsache geschuldet, dass sich die Einordnung in der DSM (Skala psychischer Erkrankungen) verschoben habe. Trauma sei sozusagen etwas ganz anderes. Aber die Tatsache, dass man früher Unrecht scheinbar als "hingenommen" hat, sagt doch nichts darüber aus, dass das Unrecht keines gewesen ist. Ein gutes Beispiel dieser seltsamen Diskussion kann man hier nachlesen:

http://www.ruhrbarone.de/sind-wir-alle-opfer/133102?utm_source=email&utm_medium=email

#33

Kalle

(Mittwoch, 14 September 2016 16:32)

Es ist der 13.09.2016: Die Gesellschaft lernt. Manchmal.

Der Sozialrichter J.R. von Renesse hat durch seine Rechtsprechung die Position von Opfern grundsätzlich und nachhaltig gestärkt. In seinen Verfahren beim Landessozialgericht NRW ging es um die sog. "Gettorenten" für Überlebende des Holocaust. Bis 2006 wurden nahezu alle Anträge seitens der Rentenversicherungen abgelehnt, nahezu 90 % der Berufungsklagen bei den Sozialgerichten und beim Landessozialgericht abgewiesen. Basis der Urteile waren stets komplexe und in Bürokratendeutsch abgefasste Fragebögen zur Erfassung der "Fakten" aus der Erinnerung von Klägern und Zeugen. Von Renesse änderte Grundlegendes: Er reiste nach Israel und führte Anhörungen mit den hochbetagten Antragstellern durch. Dabei spielten sein Verständnis und seine Zuwendung eine wesentliche Rolle für die Gewinnung von Daten.

Der darauf folgende Diskurs innerhalb der Justizbehörden Nordrhein-Westfalens (https://www.welt.de/politik/deutschland/article158108199/Spaete-Genugtuung-fuer-einen-ausgegrenzten-Richter.html ; http://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/renesse-justizministerium-100.html) ist unerquicklich in seiner Schildbürgerlichkeit und Verweigerung historischer Kenntnisse. International allerdings hat von Renesse mit seinen Verfahren Aufsehen erregt: Die Einführung der Methoden qualitativer Sozialforschung in die Jurisdiktion wird aufmerksam beobachtet; Narrative Interviews, d.h. Biografie-Gespräche mit systematischen Fragestellungen, haben in den vergangenen Jahren (unabhängig vom Inhalt der Täter-Opfer-Beziehung) deutlich an Stellenwert in der juristischen Opfer-Wahrnehmung gewonnen.

#32

Admin

(Mittwoch, 07 September 2016 09:35)

Lieber HH!

 

Du bist nicht der Erste, der von Gewalt auch in Bous berichtet. Die Hoffnung, dass Bous nur Licht war, hat sich nicht erfüllt. Auch hier gab es Schatten. Was du erlebt hast, bestürzt sehr. Und es ist gewiss nicht einzuordnen unter dem, was mancher für die 60er Jahre als "üblich" so einfach hinnehmen will. Ganz offensichtlich hatte Pater Schmitt auch damals schon ein schlechtes Gewissen, sonst hätte er dich nicht zum Geheimnisträger gemacht. Dabei ist seine Technik hier ganz perfide: er verlangt nicht einfache Geheimhaltung sondern er lässt dir keine Chance. "Wenn du es nicht erzählst, erzähle ich es auch nicht." Er wusste wohl, dass er sich auf die Eltern verlassen konnte. Die Front war unüberwindbar.

Wenn du dich mehr mit uns austauschen willst, kannst du gerne jederzeit mit uns persönlich (Kontaktseite) Kontakt aufnehmen. Wir treffen uns offiziell zweimal im Jahr: einmal die Betroffenen ohne Orden, einmal mit dem Orden. Die Betroffenen erlebten diese Treffen bisher immer als hilfreich.

 

#31

Admin

(Mittwoch, 07 September 2016 09:08)

Lieber Filius, danke für dein Lob und deine Anmerkungen! Fehlende Aktualisierungen und noch nicht fortgeschriebene Berichte sind zum einen den Umstand zu schulden, dass diese Seiten ehrenamtlich geführt werden und manchmal einfach Zeit fehlt, um auf Dauer alles auf dem neuesten Stand zu halten und zum anderen die Fortschreibung von Berichten vom generellen Stand der Aufarbeitung abhängt. In diesen Aufarbeitungsprozess sind Orden, Missbrauchsbeauftragte, Orte, an denen Untersuchungen stattfinden und Betroffene involviert und manches braucht leider sehr viel Zeit, bis wir abschließend etwas berichten können.

 

#30

Filius

(Donnerstag, 01 September 2016 11:28)

Eine beeindruckende Seite. An manchen Stellen vermisse ich Aktualisierung und auch angekündigte Fortschreibung.

 

#29

Kalle

(Mittwoch, 10 August 2016 17:38)

Es ist der 10.08.2016.

Seit heute ist ein Kinderficker weniger in der Welt unterwegs: Ein Ettaler Täter wurde verurteilt.

 

#28

NN

(Donnerstag, 04 August 2016 18:45)

Lieber Winfried,

es lässt mich nicht los. Wie Dich auch. Wir hatten letztes Jahr lange miteinander korrespondiert.

Kennst Du noch das kath. Selbstmordopferlied? Wir haben es als Kinder mit Macht und Überzeugung gesungen.

Ich kann es heute noch auswendig und es steht wieder neu im aktuellen Gotteslob:

Wunderschön prächtige,

hohe und mächtige,

liebreich holdselige, himmlische Frau,

der ich mich ewiglich

weihe herzinniglich ,

Leib dir und Seele zu eigen vertrau!

Gut, Blut und Leben (ab hier schwellen die Stimme und die Orgel besonders an)

will ich die geben;

alles was immer ich hab, was ich bin,

geb ich mit Freuden, Maria dir hin.

Dieses verlogene Getue der hochw. Herrschaften. Einfach zum Kotzen.

Für diejenigen, welche es noch nicht wissen: Konrad W. unsere letzte Instanz in Sachen Moral hatte ein langes und ausgeprägtes Verhältnis mit min. einer Dame.

Mehrfach haben sie in Schruns gemeinsam bei einem befreundeten Skilehrer die Ferienwohnung besucht und sich voll schmusiger Dankbarkeit ins Gästebuch eingetragen. Nicht unerwähnt hat Hochw. gelassen, dass man gemeinsam und feierlich die Hl. Messe gefeiert habe.

Ich habe es nicht glauben wollen. Jetzt weiß ich es.

Frau Elisabeth Hohnveelmann habe ich während meiner Studentenzeit getroffen. Sie war verheiratet und schien glücklich.

Sie hat mich spontan in einer Gaststätte wieder erkannt und sich bei meiner Frau, während ich kurz den Raum verlassen hatte, kundig gemacht: Willibald S. habe sie seinerzeit aufgesucht und ihr erzählt, es ginge eine üble Verleumdungssache über ihn herum....Was daran wahr sei? Alles, habe ich ihr geantwortet.

Wir Jungs hätten ihr immer leid getan. Auch an diesen Satz kann ich mich noch erinnern.

Deinen Bericht habe ich mir wieder vorgenommen, vielleicht schreibe ich Dir nochmal persönlich.

Schön, dass Ihr Euch bemüht.

LG

NN

 

 

 

#27

Win

(Freitag, 08 Juli 2016 09:14)

"Nein ist Nein" So einfach! Das Gesetz ist die Frucht der vergangenen 6 Jahre seit 2010. Es ist gut, für sich einzustehen.

 

#26

Kalle

(Donnerstag, 07 Juli 2016 22:35)

 

Es ist der 7. Juli 2016.

Seit heute ist die Welt ein klein klein wenig besser: Nein heißt Nein.

 

#25

HH

(Sonntag, 05 Juni 2016 18:25)

Ich, *21.10.51, war von Ostern 1963 bis Ostern 1966 im Internat in Bous, ging dann nach Bonn zum COJOBO und habe 1972 Abitur gemacht.

 

Dass in Bous alles in Ordnung war, kann ich nicht bestätigen. Pater Niesen war okay, sein Adlatus nicht.

 

Sommer 1963 durften wir neuen Internatsschüler erstmals nach Beginn des Schuljahrs nach Ostern, Klasse 5/Sexta zu Beginn der Sommerferien nach Hause.

Im Haus wie in den Schlafsälen galt "Silentium", d.h. man durfte nicht mit dem Mitschüler sprechen.

Natürlich taten wir das, insbesondere am Morgen der Heimfahrt, aufgedreht und froh. Ich hatte ein Bett zwischen 2 anderen Betten im Schlafsaal und redete mit meinem Bettnachbarn, der in der Klasse 7/Quarta war und mir als älterer Schüler/ Betreuer zugeteilt war.

Es kam herein der stellv. Internatsleiter, Pater Schmidt, hörte mich und sprach mich an: "Hast Du gesprochen?" Was ich bejahte. Dann fragte er mich, mit wem? Ich sagte den Namen meines Bettnachbarn. (Name weiss ich heute nicht mehr.) Er fragte ihn, ob er mit mir gesprochen habe. Er sagte "Nein." Dann sagte er zu mir: "Du lügst." Und fragte mich nochmals, mit wem ich gesprochen hätte. Ich wiederholte. Dann holte er aus und schlug mich mit voller Wucht seiner Hand zu Boden. Ich rappelte mich auf. Wurde wieder gefragt, wiederholte das Gesagte. Wieder schlug er mich zu Boden.

Dann war die Situation zu Ende.

Das Niederträchtige war nicht diese Sache, sondern was jetzt kommt:

Noch bevor mich meine Eltern am Ende des Schulvormittags nach Hause mitnahmen, rief er mich auf sein Zimmer und sagte zu mir: "Wenn Du das deinen Eltern nicht erzählst, erzähle ich es Ihnen auch nicht."

Ich erzählte es nicht. Ein großer Fehler meinerseits.

 

 

 

#24

EL

(Sonntag, 27 März 2016 17:58)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin bei meiner eigenen Vergangenheitsbewältigung auf Ihre Homepage gestoßen. Ich bin in einem tief katholischen Umfeld in NW aufgewachsen. Wenn ich Ihre persönlichen Schicksalsberichte lese, durchzieht mich zum einen eine tiefe und (wohl auch egoistische!) Dankbarkeit, dass es mir nicht so ergangen ist, wie Ihnen, zum anderen aber auch große Empörung und Wut sowie ein tiefes Mitgefühl für all die Opfer der verbrecherischen klerikalen Übergriffe. Und doch bin auch ich ein Opfer der heuchlerischen und verlogenen kirchlichen Sexual-Moral. Denn ich bin ein Opfer der Sexualaufklärung durch den unseligen Pater Clemente Pereira. Ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie das furchtbare Dokument: „Wer sagt mir die Wahrheit?“ für persönliche Recherchen gerettet haben. Denn genau durch dieses Pamphlet habe ich einen großen seelischen Schaden davon getragen, bin in meiner persönlichen sexuellen Entwicklung beeinträchtigt worden. Insofern ist es für mich sehr aufschlussreich zu lesen, dass dieser Pater parallel zu den eklatanten sexuellen Missbräuchen im Raum Bonn-Bad Godesberg durch Priester (AKO) seine diesem verbrecherischen Verhalten eklatant widersprechenden Irrlehren verbreitet und gerade so den Tätern die Wege geebnet hat. Schlimmer geht Heuchelei nicht! Gestern habe ich den Film Spotlight gesehen. Es ist einfach unglaublich, wie viele Opfer diese kirchlichen Verbrechen gefordert haben und wie diese Verbrechen in allen Ebenen bis zum Vatikan (Wojtyla und Ratzinger) vertuscht, die Opfer, also Sie, im Stich gelassen wurden (siehe auch YouTube: Mea maxima culpa!). Diese Kirche ist nicht heilig und deren Vertreter noch viel weniger. Danke. Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie die Genugtuung noch erfahren werden, die Sie verdienen und auf die Sie einen Anspruch haben. Sie dürfen diese Email gerne veröffentlichen, aber bitte ohne Namens-Nennung. Danke.

 

Mit freundlichen Grüßen

E.L.

 

#23

jan.kleymann

(Dienstag, 23 Dezember 2014 20:25)

Buchempfehlung: Doris Wagner, Nicht mehr ich, Verlag edition a, Wien 2014

Das Buch mag vielleicht dem ein oder anderen von Betroffenen einen Ansatz von Antwort geben auf die Frage, wie es möglich war, dass "Hirten" Ihre Schutzbefohlenen so übergriffig behandeln konnten, wie es vielen von uns widerfahren ist.

Das im Geleitwort angeführte Buch "Die Nonnen von Sant'Ambrosio" von Hubert Wolf, das wohl einen eher außergewöhnlichen Fall darstellt, ist gleichwohl eine erschütternde Lektüre, die besonders lohnt, wenn man sich mit dem Phänomen der Macht innerhalb der römischen Kirche beschäftigt.

Jan

 

#22

Jürgen Brand

(Mittwoch, 02 April 2014)

Hallo liebe Leser,

nicht wundern, ihre Adresse habe ich in einem Gästebuch gefunden.

Ich heiße Jürgen Brand, stamme aus Magdeburg, wohne aber seit 30 Jahren in Brühl bei Köln. Ich bin Stasi-Opfer und Buchautor.

Das zweiteilige Buch „Hafterlebnisse eines DDR-Bürgers“ habe ich geschrieben und veröffentlicht.

Die Geschichte handelt davon, dass ich damals in Magdeburg die Ausreise aus der DDR wollte. Ich wurde bespitzelt und von der Stasi verhört. Einige Jahre musste ich ins Gefängnis, wo ich lange Zeit im Arrest und in der Einzelhaft verbringen musste.

Ob ich oder wie ich es schaffte halbwegs heil aus der DDR rauszukommen, dass erzählt das Buch.

Wie Sie in der Homepage lesen können, haben mehrere Zeitungen über die Buchveröffentlichung berichtet.

Das Buch wurde vor einem Jahr neu Lektoriert und deshalb sind die geschriebenen negativen Kritiken bei Amazon nicht mehr zutreffend.

 

Schauen sie doch mal hier auf meine Homepage. http://rurufi.ibk.me

 

Freundliche Grüße

Jürgen Brand

#21

alrosch

(Freitag, 03 Januar 2014 11:47)

Durch die Seite von Dirk Schäfer, bin ich auf diese Seite aufmerksam geworden, danke dafür.

Bin Jahrgang 1934 und war mit meinen 6 Geschwistern, von 1936 (das Jahr der Olympiade in Deutschland)

bis 1950 in verschiedene Anstalten unter gebracht. Habe schon sehr viele Versuche unternommen, eine Entschädigung zu bekommen, habe es aufgegeben, denn Du musst überall deine Geschichte ausbreiten und das geht an die Nieren.

MfG.

#20

Kynos

(Sonntag, 22 Dezember 2013 17:46)

mein erster Versuch in diesem Gästebuch versank im Internetchaos,

so versuche ich es nochmals.

Mein Respekt und meine Wertschätzung gilt den Betroffenen, den Überlebenden dieser Seelenmorde.

Es freut mich, dass und wie Sie zum einen öffentlich in die Solidarität gehen, um sachlich präzise, konsequent und nachhaltig die lebenslangen psychischen Beschädigungen durch sexualisierten Gewalt, emotionale Ausbeutung und Missbrauch aufzuklären und um die Täter-innen und/oder deren Institutionen auf- und herauszufordern, Verantwortung für das angetane Unrecht zu übernehmen.

Zum anderen haben Sie meine Hochachtung, für die Art und Weise, wie Sie sich mit-ein-ander austauschen, sich wechselseitig unterstützen und Ihre Hilfe weiteren Betroffenen anbieten.

Nach all dem Erlebten, Erfahrenem und seinen Folgen eine solche Widerstandsfähigkeit aufzubringen,

ohne im Ton verletzend zu werden oder die Diskussion emotional aufzuheizen, grenzt an ein Wunder und zeigt zugleich Ihre menschliche Größe und Reife und die Transformation Ihrer eigenen Beschädigungen in ein Engagement und eine Parteilichkeit für eine Welt, in der Kinder nicht schutzlos Erwachsenen ausgesetzt sind.

 

#19

Win

(Freitag, 20 Dezember 2013 12:08)

Ganz herzlichen Dank für Ihren bewegenden Gästebucheintrag. Es tut auch uns gut, auf so anrührende Weise zu erfahren, dass wir das, was wir mit unserer Homepage erreichen wollen, auch tatsächlich erreichen. Gerne können Sie uns auch per Mail kontaktieren, wenn Sie möchten. Vielleicht können wir Ihnen helfen, einzelne Fragen zu klären, die Sie vielleicht noch umtreiben. Vielleicht können Sie auch uns helfen bei der Beantwortung von zur Zeit noch unbeantworteten Fragen.

 

#18

Katinka

(Mittwoch, 18 Dezember 2013 01:21)

Sehr sehr froh, diese Seite gefunden zu haben!

Mein Vater war direkt nach dem Krieg Schüler am CoJo - und ist dort geschlagen und gedemütigt und - aller Wahrscheinlichkeit nach - auch sexuell mißbraucht worden. Er konnte fast nie darüber sprechen.

Wenigstens ist er irgendwann mit einem gestohlenen Fahrrad aus dem Juvenat geflüchtet.

Ich habe eine tiefe Bewunderung für die Männer, die sich auf dieser Seite zu Wort melden, die den Mut haben, sich nach so vielen Jahren dem alten Schmerz zu nähern und zu stellen. Ich wünschte, das wäre auch in unserer Familie möglich gewesen.

Sie alle helfen auch mir, sozusagen stellvertretend, indem ich durch Sie auch die Stimmen derjenigen höre, die keine Worte finden konnten, für das, was ihnen angetan worden ist. Vielen Dank!

 

#17

Daniel W.

(Samstag, 30 November 2013 19:16)

Wundervolle Seite. Gratulation!

 

Sehr beeindruckend ist, wie fair hier die Auseinandersetzung mit und weniger gegen den Redemptoristenorden geführt wird. Dass dabei den wechselhaften Emotionen ein gebührlicher Platz eingeräumt wird, finde ich bemerkenswert.

 

Zitat:

"Deutlich wird auch, in welchem Dilemma die heute Organisationsverantwortlichen sich befinden, wollen sie eine gute Balance finden zwischen den Wünschen der Opfer nach Wiedergutmachung und den Ansprüchen der Organisation, nicht zerstört zu werden. Die Opfer selbst stehen im Dilemma sowohl die eigene Opfergeschichte anzunehmen so wie sie war als auch sich andererseits nicht zum Berufsopfer zu machen und diesen Objekt- Status verlassen zu können. Dieses Dilemma führt in Teilen zu gegenseitigen Erwartungen, die die jeweilige Seite aus unterschiedlichen Gründen nicht erfüllen kann."

 

 

Vielen Dank auch für die persönlichen und differenziert geschriebenen Erfahrungsberichte.

Schockierend, grauenvoll, unheimlich ... und mit einem Blick gesegnet, der die verlogenen institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Missbrauch wahrnimmt.

 

Darüber hinaus sehe ich auch ein Interesse an den Ursachen und Gegebenheiten, die Menschen zu Tätern werden lässt. Das empfinde ich als hilfreich.

 

 

Was noch zu sagen bleibt:

Mir scheint sie gehen einen guten Weg.

Für die Redemptoristen sollte die Zusammenarbeit - gerade auch hinsichtlich ihrer Ordensbestimmung - selbstverständlich sein. Ich finde, dass das von ihrer Seite her auch ausdrücklich eingefordert werden kann.

Faszinierend ist ihre Dialogbereitschaft und ebenso ihre Geduld und Unermüdlichkeit. Ich habe nicht den Eindruck als wäre ihre Arbeit einseitig oder würde die Gegenseite (oder irgendwelche andere Menschen) überfordern. [Anmerkung: Das Letztere ist, was mir als Interessierten unmöglich macht, die Seite von netzwerk-B länger zu besuchen. Mit der dort gepflegten Unerbittlichkeit komme ich nicht klar.]

 

 

Mit den besten Wünschen für ihr Tun

Daniel Wießner

(angehender Sozialarbeiter + ang. evang. Diakon, sowie Freund der liguorianischen Spiritualität)

 

#16

Win

(Montag, 25 November 2013 17:13)

Liebe Angelika Oetken!

 

Vielen Dank für die Blumen. Solchen Zuspruch brauchen wir. Und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich die Dinge noch ändern

 

#15

Angelika Oetken

(Sonntag, 24 November 2013 18:45)

Herzlichen Glückwunsch zu Vereinsgründung und der sehr gelungenen Homepage.

 

Was die Klage in Osnabrück angeht: das hat für genug Aufsehen gesorgt und damit seinen Zweck schon mehr als erfüllt.

 

Nichts fürchten die Verantwortlichen mehr als die Öffentlichkeit. Ich könnte an deren Stelle nicht ruhig schlafen, aber ich habe ja auch nie ein Priesterseminar besucht, wo man offenbar lernt alle im Namen und unter dem Schutz der Katholischen Kirche begangenen Vergehen und Verbrechen in gute Taten umzudeuten.

 

Viele Grüße aus Berlin-Köpenick

Angelika Oetken

 

#14

Wanda

(Montag, 08 Juli 2013 18:45)

Danke für die Aktualisierungen unter Aktuelles. Der Fall Kremsmünster schlägt dem Fass nun wirklich den Boden aus und steht in zufälliger aber schlüssiger Nachbarschaft zur Leistung des Bundestages bezüglich der Verbesserung von Opferrechten. Himmelschreiend das Ganze. In Deutschland wären die Taten längst verjährt und so bleibt es. Tatsächlich ist das Täterschutz pur und das sei erlaubt: eine richtige Schweinerei.

 

#13

Maxim

(Freitag, 14 Juni 2013 12:28)

Sahara- fast ein Gleichnisname für den Zustand von Menschen nach Gewalt und Missbrauch. So wie die Sahara einmal blühende Landschaft gewesen ist, so ist sie heute wüst und leer, ohne Anfang ohne Ende, brutales Nichts. Was diese Menschen im Kind hinterlassen, ist Verwüstung für immer. Wenn du es schaffst, dort wieder vereinzelt Leben zu schaffen, dann darfst du dich glücklich nennen- gewiss. Welche Arbeit, welche Anstrengung sind dafür nötig.

 

Und der Gleichnisname Kämpfer? Wogegen eigentlich? Wofür?

 

#12

sahara

(Freitag, 14 Juni 2013 12:11)

Es ist sehr bedauerlich, dass es immer noch Menschen gibt, die die Augen vor dem Unrecht verschließen, dass so vielen das Leben zerstört hat. Aber das sind wohl alles nur Lügner, deren Hobby es ist, grausame Geschichten zu erfinden, um dem Ansehen der Kirche zu schaden.

 

#11

Kämpfer

(Freitag, 14 Juni 2013 08:17)

Alles antikirchlicher Unsinn!

 

#10

Quinius

(Dienstag, 11 Juni 2013 07:45)

Ich war von 1965 bis 1972 im Collegium Josephinumg. Ich habe böse Erinnerungen an diesen Pater S., der es nötig hatte, seinen Mut öffentlich an mir zu kühlen, indem er den "Kleinen" als Sextaner vor allen anderen demütigte und schlug. Ich hatte fortan schreckliche Angst vor diesem bösartig drein blickenden schlagenden Pater. Vereinzelt handelten auch weltliche Lehrer übertrieben und nicht kinderfreundlich. Trotzdem lass ich auf den Laden nichts kommen. Ich verdanke ihm viel und an viele Lehrer und viele Patres habe ich gute Erinnerungen und zolle ihnen hohen Respekt.

 

#9

karin

(Montag, 10 Juni 2013 19:08)

Ich habe viel gelernt. Danke

 

#8

Wanda

(Mittwoch, 08 Mai 2013 08:15)

Ich bin von Kindheit an diesen verkleideten Kerlen immer mit Abstand und Widerwillen begegnet. Irgendwie hatte ich irgendwoher eine Ahnung davon, dass unter diesen Kleidern Unanständiges passiert. Aber so schlimm habe ich das mir nie ausdenken wollen und können. Die Realität übertrifft mal wieder jede Fiktion.

 

#7

oto

(Montag, 06 Mai 2013 14:17)

Die Heiligung des Priesters. Wie kann das sein? Wie geht das? Wenn ich diese Seiten richtig verstehe geht das einfach und ohne sonderliche Kosten. Missbrauche ein Kind und du kehrst ein in... So pervers sich das anhört, so verrückt auch: so scheint es zu gehen, wenn man den verdrehten Ausführungen des Pater S. konsequent folgt. Was alles möglich ist unter dem Deckmantel (!) der Frömmigkeit.

 

#6

Gündo

(Montag, 06 Mai 2013 14:10)

Mit Missbrauch hast du lebenslänglich. Dieser Satz der Tochter von Kinski ging mir nicht aus dem Kopf. Verstanden habe ich ihn nicht. Erst jetzt! Nach dem Studieren eurer Seite bekomme ich eine Ahnung davon. Danke. Selbst bin ich kein Opfer.

 

#5

Bernd

(Montag, 29 April 2013 09:30)

Eine sehr gelungene Homepage!

Ich wünsche Euch Glück und Stärke bei eurem Kapf um Gerechtigkeit.

Auch wenn man immer wieder Rückschläge erleidet, darf man nicht aufgeben!

Alles Gute!!

 

#4

Willi

(Donnerstag, 21 März 2013 11:34)

Man kann nur jedem empfehlen, der in den Internaten von Bonn, Bous oder Glanerbrück oder anderswo missbraucht oder misshandelt worden ist, sich mit den anderen Betroffenen zusammen zu tun und auszutauschen. Nichts hilft mehr als endlich zu reden, nichts hilft mehr als sich gegenseitig zu stärken.

 

#3

Mela

(Donnerstag, 21 März 2013 09:42)

Eine großartige Homepage! Informativ und zum Nachdenken anregend.Keine überflüssige Hetze, sondern nüchterne Bestandsaufnahme. Trotzdem engagiert oder deswegen. Bewegende Schicksale. Aber auch eine Art der Aufarbeitung des Ordens, die weit über das Übliche hinausgeht. Respekt für beide Seiten.

 

#2

hermy

(Sonntag, 10 März 2013 16:06)

auch von meiner Seite grossen Respekt an den "Macher" Winfried

 

#1

Maxim

(Sonntag, 10 März 2013 10:52)

 

Auf diese Seite haben wir schon so lange gewartet. Allen Respekt